Mittwoch, 2. Januar 2013
ALS DER FUNKE ÜBERSPRANG
Regine ahnt nicht, dass der Antiquitätenhändler Lukas, für den sie gelegentlich Bilder restauriert, seit langem in sie verliebt ist …
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Das Telefon klingelte. Regine wollte abheben, aber Detlef kam ihr zuvor. Mit finsterer Miene reichte er ihr den Hörer und sagte knapp: “Lukas ist dran.”

“Hallo Lukas, hier ist Regine”, meldete sie sich.

“Du warst nicht in deiner Werkstatt, deswegen rufe ich dich zu Hause an”, sagte Lukas. “Entschuldige, ich wusste nicht, dass Detlef da ist.”

“Er ist früher als erwartet aus Los Angeles zurückgekommen.”

“Dann möchte ich nicht stören …”

“Du störst nicht, schiess los.”

“Also gut”, erwiderte Lukas. “Hör zu. Nächste Woche findet in Paris die Versteigerung eines Nachlasses statt. Es sind einige wunderbare alte Ölgemälde darunter, die sich für uns als interessant erweisen könnten. In Frankreich gibt es keinen nennenswerten Markt für diese Bilder, und sie scheinen auch nicht besonders gut erhalten zu sein. Deshalb müssten wir sie relativ günstig ersteigern und hier mit einem hübschen Gewinn verkaufen können. Vorausgesetzt, du kannst sie restaurieren, Regine.”

“Dazu müsste ich sie zuerst sehen.”

“Könntest du mit nach Paris kommen? Ich übernehme alle Kosten.” Lukas Stimme klang aufgeregt und fröhlich, weil es das erste Mal war, dass er an einer grossen, internationalen Versteigerung teilnehmen würde.

Regine wusste, was das für ihn bedeutete. Aber auch ihr Herz klopfte schneller. In Paris hatte sie ihre Ausbildung als Restauratorin gemacht, und sie liebte die wunderbare Stadt an der Seine.

Verstohlen warf sie Detlef einen Blick zu. Dieser war aufgestanden und ans Fenster getreten, sogar sein Rücken drückte Missbilligung aus. Sie hatten gerade wieder eine Auseinandersetzung wegen ihrer Arbeit gehabt. Er wollte, dass sie so schnell wie möglich heirateteten und sie ihren Job aufgab. Unumwunden hatte er erklärt: “Ich kann eine Familie ernähren, du brauchst nicht zu arbeiten.”

Das war nicht immer so gewesen. Als sie sich vor drei Jahren kennengelernt hatten und zusammengezogen waren, war Detlef froh gewesen, dass Regine mitverdiente. Doch mittlerweile hatte er als Rechtsberater in einem grossen Konzern Karriere gemacht.

“Wenn wir beide arbeiten”, hatte er argumentiert, “würden wir uns noch weniger sehen. Ich muss viel reisen, und du könntest mich immer begleiten. Zumindest, solange wir noch keine Kinder haben.”

Kinder wünschten sie sich beide. Regine wäre durchaus bereit gewesen, beruflich kürzer zu treten, solange die Kinder klein wären - aber ihre Arbeit ganz aufzugeben, wie Detlef sich das wünschte, das sah sie eigentlich nicht ein. “Ich wäre nicht wirklich glücklich ohne meine Werkstatt, Detlef”, hatte sie ihm gesagt. “Ich habe doch nicht all die Jahre gelernt und mich beruflich weiterentwickelt, um nur noch Hausfrau und Mutter zu sein.”

Darauf hatte Detlef ihr vorgeworfen, immer nur an sich selbst zu denken. Das hatte sie sehr getroffen.

“Regine, bist du noch am Apparat?” fragte Lukas.

Detlef hatte sich umgedreht. Er sah jetzt müde und verletzt aus und tat Regine auf einmal leid. Er hatte einen Flug früher bekommen und sich gefreut, die so gewonnenen Stunden mit ihr verbringen zu können, und promt hatten sie sich gestritten. Rasch sagte sie: “Lukas, ich komme morgen früh zu dir. Dann reden wir darüber.”
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Sie sassen in dem kleinen Büro hinter Lukas’ Antiquitätengeschäft. Regine studierte die Unterlagen über die Versteigerung.

Wie hübsch sie ist mit ihren klaren blauen Augen und dem langen brauen Haar, dachte Lukas wieder einmal bewundernd. Aber in letzter Zeit machte er sich Sorgen um sie. Er erinnerte sich noch gut an die resolute, begeisterungsfähige Regine, die vor knapp vier Jahren in seinen Laden gekommen war. Jetzt wirkte sie ernst und bedrückt. Das war doch nicht normal für eine Frau, die bald den Mann heiraten wollte, den sie liebte? Er wünschte, er könnte ihr helfen. Aber wie? Regine sprach nicht gern über ihre privaten Probleme.

Regine atmete tief ein. Dann sagte sie: “Es tut mir leid, aber ich kann nicht mitkommen, Lukas. Du musst wohl allein nach Paris fliegen.”

“Das hätte wenig Zweck. Ich spreche zu schlecht Französisch und kann auch den Zustand der Bilder nicht so gut beurteilen wie du. Aber vergiss es, es ist nicht so wichtig.” Leise fügte er hinzu: “Regine, darf ich dich etwas fragen? Bist du glücklich?”

Ihr Gesicht verschloss sich augenblicklich. Aber dann sah sie die Besorgnis in den warmen braunen Augen des Freundes und verspürte das Bedürfnis, sich ihm anzuvertrauen.

“Detlef möchte, dass ich meinen Beruf aufgebe”, gestand sie ihm. “Es fällt mir schwer, aber er hat wohl recht. Wenn wir beide arbeiten, haben wir zu wenig voneinander, und später würden auch unsere Kinder darunter leiden. Ach Lukas, ich bin die ständigen Auseinandersetzungen so leid. Ich glaube, es ist vernünftiger, mich nach Detlef zu richten. Er verdient erheblich mehr als ich. Ich weiss, dass ich dir gegenüber undankbar bin. Bitte, verzeih mir.”

“Du schuldest mir nichts, Regine. Ich respektiere deine Entscheidung, aber ich denke da an erster Linie an dich. Wird die Arbeit dir nicht fehlen?”

Sie nickte und musste daran denken, wie sie Lukas kennengelernt hatte. Es war noch nicht lange her, dass sie sich mit einer eigenen Werkstatt selbstständig gemacht hatte, und sie war auf der Suche nach Aufträgen gewesen. Als sie Lukas’ Antiquitätenladen betreten hatte, war er erwartungsvoll auf sie zugekommen und hatte hoffnungsvoll gefragt: “Bitte, was wünschen Sie?”

“Arbeit”, hatte sie geantwortet, und Lukas hatte ein enttäuschtes Gesicht gemacht: “Ich dachte, Sie seien endlich eine Kundin!”

Bei einer Tasse Tee hatte er ihr dann erzählt, dass er den Laden mit der Wohnung darüber von seinem schrulligen Onkel geerbt hatte. “Alles hier war unglaublich schmutzig und verstaubt, aber ich habe die Ärmel aufgekrempelt und das grösste Chaos beseitigt. Leider habe ich in zwei Monaten nur zwei Vasen und einen Kerzenleuchter verkauft.

“Kein Wunder”, hatte Regine schmunzelnd geantwortet. “Unter all dem Trödel befinden sich zwar einige zauberhafte Stücke, aber keins davon ist richtig zur Geltung gebracht.” Sie deutete auf ein Ölgemälde. “Diese Flusslandschaft zum Beispiel findet bestimmt einen Käufer, wenn sie erst einmal fachmännisch restauriert ist. Wollen Sie mir das Bild nicht anvertrauen? Sie werden staunen, was man daraus machen kann.”

Lukas hatte ihr das Ölgemälde mitgegeben - und hätte es fast nicht wiedererkannt, als sie es eine Woche später zurückbrachte. Eine ältere Dame, die sich gerade interessiert im Laden umschaute, war von dem Bild begeistert und kaufte es vom Fleck weg. Seitdem hatte Regine immer wieder Bilder für Lukas restauriert.

Nein, sie konnte ihn nicht hängen lassen, dachte sie plötzlich, auch Detlef zuliebe nicht. Ausserdem hatte sie Lust, nach Paris zu fahren und an dieser Auktion teilzunehmen. Seit gestern Abend, als sie nach langem Überlegen beschlossen hatte, das Kriegsbeil zu begraben und sich mit Detlef zu versöhnen, fühlte sie sich mutlos und bedrückt. Hier, bei Lukas im vertrauten Laden, kehrten ihre Lebensgeister zurück.
Sie lächelte Lukas zu und verkündete: “Du wirst mich für verrückt halten, aber ich habe meine Meinung geändert. Ich fliege mit nach Paris!”

Seine Augen leuchteten auf, aber er fragte zögernd: “Bist du sicher, dass es keinen Ärger mit Detlef gibt?”

“Und wenn schon”, gab Regine seufzend zurück. “Er muss einsehen, dass ich an meiner Arbeit hänge wie er an seiner.”
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“Ich hätte es wissen müssen! Lukas ist dir wichtiger als ich!” Detlefs Gesicht war weiss vor Zorn.

“Nein, ganz bestimmt nicht, und das weisst du auch”, erwiderte Regine so ruhig wie möglich. “Mir ist nur meine Arbeit genau so wichtig wie dir deine. Das ist doch kein Verbrechen?”

“Und wann fliegt ihr?”

“Am Freitag. Die Versteigerung findet am Samstag statt, aber wir müssen uns vorher die Bilder ansehen.”

“Dann seid ihr also am Samstag Abend wieder zurück?”

“Nein, erst am Sonntag Abend. Wir wollen uns noch auf einigen Flohmärkten umsehen.”

“Was? Du lässt mich das ganze Wochenende allein? Das wird ja immer schöner!” Er schäumte vor Wut.

“Vergiss nicht, dass auch ich viele Wochenenden allein verbringe, wenn du beruflich unterwegs bist.”

Dem konnte Detlef nichts entgegensetzen, aber eine Frage beschäftige ihn noch – ob sie mit Lukas im selben Hotel wohnen würde.

“Ja, aber natürlich in getrennten Zimmern. Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, Detlef? Dazu besteht wirklich kein Grund. Ich möchte Lukas helfen, kannst du das nicht verstehen?” Sie schwieg einen Moment und fügte dann hinzu: “Detlef, ich liebe dich. Nur frage ich mich manchmal, ob auch du mich liebst.”

Statt ihr darauf eine Antwort zu geben, ging Detlef in die Küche und kehrte mit einer Flasche Champagner zurück. Er nahm zwei Gläser aus dem Büffet, öffnete die Flasche, schenkte ein und reichte ihr ein Glas: “Ein Friedensangebot. Vertragen wir uns wieder? Ich liebe dich über alles, Regine, auch wenn du manchmal nicht den Eindruck haben solltest.”

“Oh, Detlef!” Gerührt sah sie ihn an. Sein blondes Haar trug er seit kurzem streng zurückgekämmt, aber seine Augen funkelten jetzt so lausbubenhaft wie damals, als sie sich in ihn verliebt hatte. Sie konnte nicht anders: Mit einer zärtlichen Geste zerzauste sie sein Haar. Automatisch strich er es sofort wieder glatt. Dann schob er eine CD in den Player und zog Regine in seine Arme. Als sie zu den Klängen der romantischen Musik Wange an Wange tanzten, war sie vollends versöhnt. Voll Liebe und Zärtlichkeit schmiegte sie sich an Detlef.

“Zeit zum Schlafengehen”, raunte Detlef schliesslich in ihr Ohr, aber seine Augen sprachen nicht vom Schlafen, in seinem Blick lag Begehren …

Viel später kuschelte sich Regine glücklich an seine Brust, und er knabberte vergnügt an ihrem Ohrläppchen. “Also?” murmelte er, “willst du etwa immer noch nach Paris fahren?”

Schlagartig war Regine ernüchtert - und dazu überaus misstrauisch. Hatte Detlef all das etwa nur inszeniert, um sie umzustimmen?

Abrupt setzte sie sich im Bett auf und sagte mit fester Stimme: “Selbstverständlich Detlef, ich dachte, das sei klar!”

“Und ebenso klar ist, dass Lukas in dich verliebt ist”, knurrte er wütend. “Ich bin doch nicht blind!” Damit drehte er sich zur Wand und knipste seine Nachttischlampe aus.

Mit Tränen in den Augen legte Regine sich wieder hin. Sie fühlte sich zu müde und zu enttäuscht, um etwas darauf zu erwidern …
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Interessiert betrachteten Lukas und Regine die ausgestellten Bilder. “Diese Wiesenlandschaft in der Dämmerung gefällt mir”, meinte Lukas.

“Ich wette, dass der Himmel urspünglich mal licht und blau war. Die Farben sind nachgedunkelt. Aber das kriege ich wieder hin.”

“Und was sagst du zu dieser kaputten Idylle?” wollte er wissen. Durch die Leinwand lief ein tiefer Riss.

“Kein Problem”, erwiderte Regine nach kurzer Prüfung, “den mach’ ich weg.”

Am nächsten Tag konnte Lukas zu seiner Freude sechs der Bilder, die er sich vorgemerkt hatte, zu günstigen Preisen ersteigern. Nachdem er den Scheck hinterlegt hatte, drehte er sich zu Regine um, hob sie hoch und wirbelte sie übermütig herum: “Das werden wir jetzt mit einem grossen Essen feiern!”

Sie fuhren mit dem Taxi nach Montmartre und fanden auf Anhieb ein Restaurant, das ihnen gefiel. Der Ober führte sie an einen Fenstertisch, von dem aus sie das lebhafte Treiben auf der Strasse beobachten konnten, und legte ihnen die Karte vor. Regine übersetzte Lukas die Namen der Gerichte, und zusammen stellten sie ein leckeres Menü zusammen und bestellten auch den passenden Wein dazu.

Als sie Vorspeisen serviert waren, hob Lukas sein Glas: “Auf einen schönen Abend, Regine. Und danke, dass du mitgekommen bist!”

Es wurde ein schöner Abend, und es war fast Mitternacht, als sie sich auf dem Hotelflur trennten. “Gute Nacht, Regine”, sagte Lukas herzlich. Ich freue mich schon auf morgen, wenn wir uns die Flohmärkte ansehen. Was meinst du, wollen wir uns um neun zum Frühstück treffen?”

Das dunkle, verwuschelte Haar fiel ihm in die Stirn, und seine braunen Augen strahlten voller Wärme. Warum war mit Lukas alles so einfach und mit Detlef so kompliziert, fragte sich Regine - und plötzlich hatte sie den Wunsch, Lukas möge sie in die Arme nehmen und ihr die selbstlose Liebe und Zärtlichkeit schenken, die Detlef ihr immer öfter verweigerte.

Er sah ihr immer noch in die Augen, und auf einmal war es, als sei ein Funke zwischen ihnen übergesprungen. Regine erschrak zutiefst. Hatte Detlef recht mit seiner Behauptung, dass Lukas in sie verliebt war? Und war sie dabei, sich selbst in ihn zu verlieben?

Lukas spürte ihre Verwirrung. Er liebte Regine, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, hatte aber nie den Mut gefunden, ihr seine Gefühle zu offenbaren. Und dann war der gutaussehende Detlef gekommen, und er, Lukas, hatte seine Liebe tief in seinem Herzen verschliessen müssen.

Einen Augenblick hatte er geglaubt, ein Echo auf seine Gefühle in Regines Augen zu entdecken, aber schon wandte sie sich hastig ab und schloss ihre Zimmertür auf. “Gute Nacht, Lukas”, sagte sie nur knapp. “Schlaf gut.”

Sie selbst fand in dieser Nacht keinen Schlaf. Es dämmerte, als sie aufstand, sich anzog und ihre Reisetasche packte. An der Rezeption hinterliess sie ein paar Zeilen für Lukas, dann fuhr sie mit dem Taxi zum Flughafen.

Sie war erleichtert, einen Platz in der nächsten Maschine zu bekommen. Während des Fluges versuchte sie, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Sie war vor Lukas geflohen, vor ihrer keimenden Liebe zu ihm, weil sie noch einmal mit Detlef sprechen, noch einmal versuchen wollte, die Missverständnisse und Schwierigkeiten der letzten Zeit auszuräumen und ihrer Liebe eine Chance zu geben. Das schuldete sie Detlef - und auch sich selbst.

Regine öffnete die Wohnungstür - und prallte gleich im Flur mit Detlef zusammen. Fast bockig sagte er: “Ich hatte dich nicht so früh zurückerwartet, du hättest anrufen können!”

“Aber warum denn? Du hast auch nicht angerufen, als du früher aus Los Angeles zurückgekommen bist.” Im selben Moment hörte Regine das Rauschen der Dusche im Badezimmer, bemerkte den Duft eines fremden Parfüms. “Hast du … hast du Besuch?”

“Na ja …”, er wurde rot.

“Wer ist es? ” Sie wollte ins Schlafzimmer stürmen, aber er verstellte ihr den Weg. Durch die halb geöffnete Tür sah Regine jedoch genug: das zerwühlte Bett, ein Kleid, Dessous und hochhackige Schuhe auf dem Boden.

“Wie lange geht das schon?” fragte sie und registrierte verwundert, dass sie innerlich ganz ruhig war.

“Sie heisst Michaela, und ich kenne sie seit einem Monat”, gab Detlef zu. “Du wolltest erst heute Abend zurückkommen, Regine. Ich konnte doch nicht ahnen …”

“Ich wünsche euch viel Glück”, erwiderte sie und ging zur Tür. “Meine anderen Sachen hole ich später mal ab.”

Er versuchte nicht, sie zurückzuhalten, und sie ging zu Fuss bis zu ihrer Werkstatt. Bevor sie Detlef kennengelernte, hatte sie dort gewohnt. Es war etwas eng, aber es würde gehen, bis sie etwas anderes gefunden hatte.

Die Tränen kamen von ganz allein. Regine weinte aus Ratlosigkeit, aus bitterer Enttäuschung. Sie weinte aus Trauer um die verlorene Liebe und um ihr hässliches Ende. Schluchzend legte sie sich auf das alte Plüschsofa und schlief völlig erschöpft ein …

Ein hartnäckiges Klingeln schreckte sie aus dem Schlaf. Aber sie dachte nicht daran, zu öffnen. Es klingelte noch zweimal Sturm, dann wurde energisch gegen die Tür geklopft. “Regine, bitte mach auf. Ich bin es, Lukas.”

Da endlich öffnete sie. “Warum bist du nicht in Paris geblieben?” fragte sie mit zitternder Stimme.

“Weil du nicht mehr da warst.” Lukas dachte an den Schmerz, den er empfunden hatte, als er Regines hastig hingeworfene Zeilen gelesen hatte: “Es ist besser, ich fahre nach Hause. Es tut mir leid, dich nicht zum Flohmarkt begleiten zu können, ich hoffe, du kommst dort allein zurecht.”


Aber ohne sie hatte ihn der Flohmarkt nicht interessiert. Nichts interessierte ihn mehr. Er hatte ebenfalls gepackt und das nächste Flugzeug genommen. Noch im Flughafen hatte er sofort bei ihr zu Hause angerufen, aber von Detlef erfahren, dass sie nicht dort war. Also war er auf’s Geradewohl zu ihrer Werkstatt gefahren. Er wollte nur wissen, ob es ihr gut ging. Nun bemerkte er, dass sie geweint hatte. Was war geschehen?

“Detlef hat eine Geliebte, aber das macht mir nichts mehr aus”, antwortete sie auf seine Frage. Leise fuhr sie fort: “Gestern ist etwas Unvorhergesehenes passiert. Ich … ich habe mich in dich verliebt, Lukas. Ich konnte das nur nicht zulassen.”

“Und jetzt?” Er hielt den Atem an.

“Würdest du mich bitte in die Arme nehmen?” flüsterte sie.

Sie klammerte sich an ihn, und er wiegte sie in seinen Armen hin und her. “Ich liebe dich auch, Regine, so lange schon”, murmelte er.

Da hob sie ihren Kopf und lächelte ihn unter Tränen an. Sie wusste, nun würde alles gut werden …

ENDE

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